FCH-Fans vor dem Spiel auf dem Weg ins Stadion an der Alten Försterei in Berlin. Auf dem Weg zum Stadion sei es laut Polizei zu tätlichen Angriffen auf Polizeibeamte gekommen. Der 1. FC Heidenheim kritisiert hingegen das harte Vorgehen der Polizei gegen die Fans.

Baden-Württemberg Gewalt gegen FCH-Fans: Berliner Polizei weist Vorwürfe zurück

Stand: 12.05.2025 17:58 Uhr

Die Berliner Polizei weist den Vorwurf aus Heidenheim, sie habe gegen FCH-Fans unverhältnismäßige Gewalt angewendet, entschieden zurück. Die Sicht des FCH sei einseitig und falsch.

Von Peter Köpple

Vor dem Auswärtsspiel des 1. FC Heidenheim bei Union Berlin war es nach Darstellung des Bundesligisten zu Gewalt der Berliner Polizei gegen einige der Heidenheimer Fans gekommen. Der Verein kritisierte die Polizei daraufhin in einer Stellungnahme - doch die Polizei wehrt sich jetzt gegen die Vorwürfe.

"Hier hat man bundesweit eine Stellungnahme rausgehauen, die sehr, sehr einseitig und sachlich inhaltlich falsch ist", sagt der Leiter der Pressestelle der Berliner Polizei, Florian Nath, gegenüber dem SWR. Der FCH habe in seiner Schilderung auch einen Großteil der Ereignisse weggelassen.

Ausschreitungen in Berlin: Auslöser war wohl ein Sticker in der S-Bahn

Was ist am Samstag rund um das Stadion an der Alten Försterei in Berlin tatsächlich passiert? Der FCH behauptet, der Verdacht auf unerlaubtes Anbringen von Stickern sei der Auslöser für von der Polizei durchgeführten Festsetzungen gewesen. Während des Einlasses am Stadion habe die Polizei dann "unvermittelt unverhältnismäßige Gewalt gegen unsere Fans" angewendet. Den Anfang der Geschichte und der folgenden Geschehnisse hat wohl tatsächlich ein Sticker gemacht.

Polizei über gewaltbereite FCH-Fans: "Die haben auf Attacke gestellt"

Ein spezieller Sticker, der sich auch mit größtem Aufwand nicht mehr entfernen lässt, sei von einem FCH-Fan an einen Waggon der S-Bahn geklebt worden, berichtet Polizeisprecher Florian Nath. Vor dem Stadion hätten die Beamten den Fan wiedererkannt und wollten wegen Sachbeschädigung dessen Personalien aufnehmen.

"Ganz normal, ganz friedlich. Der Fan wollte auch mit uns mitkommen. Dann haben sich plötzlich mehrere Ultras dazu berufen gefühlt, dagegen vorzugehen", schildert der Polizeisprecher. Die gewaltbereiten Fans hätten die Einsatzbeamten angegriffen. "Die haben auf Attacke gestellt. Dann sieht auch bei uns die Welt anders aus."

Die Beamten hätten deshalb ihre Bodycams eingeschaltet. Getränkeflaschen und Dosen flogen. Ein Polizist sei von mehreren Heidenheimer Fans ins Straucheln gebracht und in die Menge hineingezogen worden. Die Beamten setzten nach Polizeiangaben einem Stock ein, um den Kollegen aus einer potentiellen Gefahrensituation zu bringen. Durch Absperrungen und Abdrängen habe man die Fans Richtung Eingang geschoben. "Trotz der Vorfälle wurden alle ins Stadion gelassen", erklärt der Polizeisprecher.

Rund 2.000 Heidenheimer Fans haben den FCH nach Berlin begleitet. Während des Spiels verzichtete die aktive Fanszene wegen des Polizeieinsatzes auf Unterstützung für ihre Mannschaft.

Rund 2.000 Heidenheimer Fans haben den FCH nach Berlin begleitet. Während des Spiels verzichtete die aktive Fanszene wegen des Polizeieinsatzes auf Unterstützung für ihre Mannschaft.

Polizei wertet Aufzeichnungen der Bodycams aus

Während das Spiel lief, sichteten die Beamten die Videoaufzeichnungen der Bodycams. Mithilfe szenekundiger Polizisten aus Baden-Württemberg habe man die Angreifer - bis auf einen - identifizieren können. Auf dem Parkplatz der Heidenheimer Fanbusse kam es nach Abpfiff zur nächsten Eskalation. Dazu schreibt der FCH: "Direkt vor der Abreise vom Gästeparkplatz ging die Polizei, ohne ersichtliche Gründe, nochmals äußerst gewaltsam vor."

Der Leiter der Polizei-Pressestelle nennt die Gründe im SWR-Gespräch. Kurz vor der Abfahrt sei der letzte noch unidentifizierte Angreifer aufgetaucht. "Wir wollten von ihm die Personalien aufnehmen, als dieser ausrastete und begann, um sich zu schlagen. Dann sind rund 200 Fans aus den Bussen wieder ausgestiegen, um ihren Kumpel zu unterstützen."

Zu diesem Zeitpunkt sei die Polizei mit etwa 40 bis 50 Kräften auf dem Parkplatz gewesen. Die Beamten hätten gedrängt und geschubst, Schlagstöcke und Pfefferspray eingesetzt. Zehn Beamte sind nach Polizeiangaben verletzt worden. Der FCH berichtet von mehreren verletzten Fans, die zum Teil medizinisch versorgt werden mussten.

FCH hält an Vorwürfen fest

Aus Sicht der Berliner Polizei sind die Heidenheimer Ultras "wegen Petitessen durchgedreht" und haben daraufhin ernsthafte Straftaten begangen, indem sie Polizisten angegriffen haben. "Wir haben alle Täter gefilmt. Es wird gegen zahlreiche Personen aus Heidenheim jetzt Ermittlungs- und Strafverfahren geben", sagt der Polizeisprecher. Die öffentliche Stellungnahme des FC Heidenheim habe ihn überrascht. Es sei besser gewesen, die Fan- und Sicherheitsbeauftragten des Vereins hätten Kontakt zur Polizei aufgenommen und sich erstmal erkundigt, was genau passiert ist.

Vom FCH selbst kommt am Montag nicht viel. Auf Nachfrage erklärt Vereinssprecher Markus Gamm, man hoffe auf eine weitere Aufklärung der Vorfälle. Am Vorwurf der "Unverhältnismäßigkeit der Berliner Polizei" halte man fest.

Sendung am Mo., 12.5.2025 16:30 Uhr, SWR4 BW Studio Ulm

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