Die 15-jährige Marta und ihre Mutter Svitlana haben noch viel Kontakt mit Familie und Freunden in der Ukraine.

Baden-Württemberg Ukrainerinnen aus Ulm reisen in die Heimat: "Es war beängstigend, ich habe gezittert"

Stand: 12.05.2025 18:16 Uhr

Vor drei Jahren sind Marta und ihre Mutter Svitlana aus der Ukraine nach Ulm geflüchtet. Jetzt waren sie das erste Mal wieder in Kiew. Ein Gefühl zwischen Angst und Sehnsucht.

Von Justus Madaus

Svitlana Nizhynska und ihre 15-jährige Tochter Marta sind 2022 vor dem russischen Angriffskrieg aus der Ukraine geflohen. Seitdem leben sie in Ulm. In der ukrainischen Hauptstadt Kiew, der Stadt in der Marta aufgewachsen ist, waren beide seit ihrer Flucht nicht mehr. Über Ostern sind sie jetzt das erste Mal zurückgekehrt.

Flucht aus der Ukraine im Jahr 2022: "Es war apokalyptisch"

Die 15-jährige Marta nimmt ihre Bluetooth-Kopfhörer aus der Hosentasche und steckt sie sich in die Ohren. Sie macht an ihrem Handy Musik an, dann schaukelt sie los. Jeden Tag geht Marta mit ihrer Mutter Svitlana zum selben Spielplatz am Ulmer Eselsberg. Jeden Tag schaukelt sie hier. "Ich habe das als Kind immer gemacht und es ist eine Gewohnheit geworden. Ich mag es, ich fühle mich frei."

Marta sitzt auf einer Schaukel. Wenn sie schaukelt, kann Marta für einen Moment all das vergessen, was passiert ist.

Wenn sie schaukelt, kann Marta für einen Moment all das vergessen, was passiert ist.

Ein Gefühl, für das Marta und ihre Mutter einen weiten Weg zurück gelegt haben. Sie erinnert sich noch an den Tag, als sie aus Kiew flohen. "Es war sehr früh am Morgen. Es war apokalyptisch, da waren keine Menschen unterwegs, gar keiner. Es war kalt. Wir nahmen ein Taxi zum Bahnhof.“

Zuerst flohen sie nach Lwiw, dann weiter nach Polen und später mit dem Zug nach Österreich. Schließlich kamen sie nach Ulm. Im Jahr 2022 wusste Marta noch nicht, wie lange es dauern würde, bis sie ihre Heimat wiedersieht. "Wir dachten, es würde vielleicht einen Monat dauern, aber nicht drei Jahre.“

Rückkehr nach Kiew - Zwischen Angst und Sehnsucht

Über die Osterferien dieses Jahr war es dann soweit, sie besuchten Freunde und Familie in Kiew. Die gefährliche Reise nahmen sie in Kauf. Die Sehnsucht, ihre Verwandten zu sehen, war einfach zu groß. "Ich war froh und traurig zugleich", berichtet die 15-Jährige und fügt an: "Meine Großeltern sind sehr alt geworden. Aber ich war so froh, sie zu sehen". Auf der einen Seite stehe die Angst vor dem Krieg, auf der anderen die Sehnsucht nach der Zeit davor.

"Wir standen uns schon immer sehr nahe," sagt Marta über die Beziehung zu ihrer Mutter Svitlana. Beide sind 2022 vor dem Krieg gegen die Ukraine nach Ulm geflohen.

"Wir standen uns schon immer sehr nahe," sagt Marta über die Beziehung zu ihrer Mutter Svitlana. Beide sind 2022 vor dem Krieg gegen die Ukraine nach Ulm geflohen.

"In der Nacht konnte ich dort nicht schlafen, wegen der Sirenen. Ich habe auch Explosionen gehört. Es war beängstigend, ich habe gezittert." Nach 20 Tagen in Kiew war Marta erleichtert, wieder in Ulm zu sein.

Marta wünscht sich "endlich Frieden für die Ukraine"

Jetzt könne sie wieder ruhig schlafen. Marta fühlt sich in Ulm sicher. Bei der Frage, was ihr zuerst in den Kopf kommt, wenn sie an die Heimat denkt, hat sie Tränen in den Augen. "Ich vermisse die alten Zeiten." Sie sagt, sie wünsche sich endlich Frieden für die Ukraine.

Ich vermisse die alten Zeiten. Marta, 15 Jahre alt

Was ihre Zukunft angeht, ist Marta hin und her gerissen. "Auf der einen Seite will ich zurück nach Hause und dort bleiben. Auf der anderen Seite will ich in Deutschland bleiben." In einem Jahr will sie mit ihrer Mutter noch einmal nach Kiew reisen.

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