
Filmfestspiele in Cannes De Niro teilt gegen Trump aus
Lange hielt sich Hollywood mit Kritik am US-Präsidenten zurück. Nach Trumps Ankündigung, Zölle auf ausländische Filme zu verhängen, ändert sich das: Hollywood-Star De Niro bezeichnete den Republikaner als "Banausen".
Hollywood-Stars haben sich zuletzt mit öffentlicher Kritik am US-amerikanischen Präsidenten Donald Trump zurückgehalten oder waren Fragen ausgewichen. Bei den Filmfestspielen in Cannes hat der 81-jährige Robert De Niro jetzt kein Blatt vor den Mund genommen und Trumps Pläne für Zölle auf im Ausland produzierte Filme scharf kritisiert.
Der Schauspieler wurde bei den 78. Filmfestspielen für sein Lebenswerk mit einer Ehrenpalme ausgezeichnet und erhielt Standing Ovations vom Publikum.
De Niro: "Kämpfen mit aller Macht um die Demokratie"
De Niro bezeichnete den US-Präsidenten in seiner Dankesrede als "Banausen" und rief das Publikum dazu auf, politisch wehrhaft zu sein. "In meinem Land kämpfen wir mit aller Macht um die Demokratie, die wir einst für selbstverständlich hielten", sagte der zweifache Oscar-Preisträger auf der Bühne, nachdem er die bekommen hatte. "Kunst umarmt die Vielfalt. Und deshalb ist die Kunst eine Bedrohung. Deshalb sind wir eine Bedrohung für Autokraten und Faschisten."
Trump, den De Niro einen "philisterhaften Präsidenten" nannte, habe Mittel für die Unterstützung von Künsten, Geisteswissenschaften und die Bildung gekürzt. Er hatte kürzlich Zölle für im Ausland produzierte Filme angekündigt. Trump begründete das mit dem Schutz der heimischen Filmbranche. "Man kann Kreativität nicht mit einem Preis belegen, aber anscheinend kann man sie mit einem Zoll belegen", sagte der 81-jährige Schauspieler. "Das ist natürlich inakzeptabel."
Die Laudatio auf De Niro hatte zuvor Leonardo DiCaprio gehalten, der seinen Schauspielkollegen als das Vorbild bezeichnete, "zu dem wir aufgeschaut haben". "Er sagt nicht viel, aber wenn er es tut, ist es wichtig", sagte DiCaprio. "Ob es um seine Freunde, seine Familie, den Kampf für unsere Demokratie oder die Unterstützung der Filmkunst geht, er ist immer dabei."
Viele US-Filmemacher vertreten
Trumps Zoll-Androhung hängt zu Beginn der Filmfestspiele wie eine dunkle Wolke über Cannes. "Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll", sagte Jury-Präsidentin Juliette Binoche auf Trump angesprochen. "Wir können sehen, dass er kämpft und auf viele, viele verschiedene Arten versucht, Amerika zu retten und seinen Arsch zu retten."
Die Filmfestspiele dauern bis zum 24. Mai. Mit Regisseuren wie Spike Lee, Richard Linklater, Wes Anderson und Stars wie Tom Cruise, Joaquin Phoenix, Emma Stone, Kristen Stewart, Scarlett Johansson oder Denzel Washington ist das US-Kino tatsächlich stark vertreten.
Festivaldirektor: "Glaube nicht, dass er daran interessiert ist"
Trumps wenig konkrete Pläne für die US-Filmwirtschaft werden das Festival wohl weiter beschäftigen. Festivaldirektor Thierry Frémaux hatte vor der Zeremonie gesagt, er habe Schwierigkeiten, zu etwas Stellung zu beziehen, das "auf den Erklärungen des amerikanischen Präsidenten beruht, der uns in den letzten drei Monaten daran gewöhnt hat, eine Sache zu sagen und sie dann zu ergänzen, zu erläutern, zu widerlegen und so weiter".
Wenn er direkt mit Trump sprechen könnte, würde er ihm sagen, "dass ausländische Filme die amerikanische Fantasie und Kultur bereicherten", so Frémaux. "Aber ich glaube nicht, dass er wirklich daran interessiert ist", fuhr er fort und fügte hinzu: Cannes werde "niemanden zulassen, der das amerikanische Kino schwächt. Und auch in diesem Jahr ist das amerikanische Kino wieder sehr stark, sehr erfinderisch und sehr kreativ".