
Inflation bei 2,1 Prozent Wo es Entlastungen für Verbraucher gibt
Die Inflationsrate ist hierzulande zuletzt dank billigerer Energie weiter gesunken. Allerdings stiegen die Dienstleistungspreise, vor allem Pauschalreisen und Flugtickets verteuerten sich wegen später Osterfeiertage.
Billigere Energie hat die Inflationsrate in Deutschland im April auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr gedrückt. Die Verbraucherpreise lagen um 2,1 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats, wie das Statistische Bundesamt heute bestätigte. "Tatsächlich ist jedoch die Lage nicht so komfortabel. Denn die Kernrate der Inflation hat deutlich angezogen, bedingt durch eine kräftige Verteuerung der Dienstleistungen", ordnet Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hammburger Commercial Bank, die Daten ein.
Im April zogen besonders die Preise für Flugtickets (plus 19,1 Prozent) und Pauschalreisen (plus 9,2 Prozent) an. Gaststättenbesuche (plus 4,2 Prozent) verteuerten sich - auch wegen des späten Osterfestes - ebenfalls wieder. Insgesamt gingen die Preise für Dienstleistungen um 3,9 Prozent nach oben. Damit ist der Anstieg der Dienstleistungspreise höher als in anderen EU-Ländern - auch wegen höherer Lohnsteigerungen hierzulande. Im März waren Dienstleistungen noch um 3,5 Prozent teurer geworden.
Billiger Sprit, teure Nahrungsmittel
Auch Nahrungsmittel verteuerten sich mit 2,8 Prozent weiterhin überdurchschnittlich, obwohl der Preisdruck etwas nachließ. Die Preise für saisonale Produkte wie Obst (plus 6,0 Prozent) und Gemüse (plus 5,6 Prozent) zogen teils erheblich an. Ökonomen erwarten, dass sich dieser Trend in den Sommermonaten umkehren wird.
Auch für Speisefette und Speiseöle (plus 4,4 Prozent), Molkereiprodukte und Eier (plus 3,8 Prozent) sowie Zucker, Marmelade, Honig und andere Süßwaren (plus 3,7 Prozent) fiel die Preiserhöhung überdurchschnittlich aus.
Entlastung gab es im April bei den Energiepreisen, weil der Ölpreis infolge des Zollstreits mit den USA und wachsender Sorgen um die Weltwirtschaft zwischenzeitlich nachgab. Heizöl, Diesel und Benzin wurden billiger. Die Kraftstoffpreise fielen um 8,3 Prozent niedriger aus als vor einem Jahr. Insgesamt lagen die Energiepreise laut Bundesamt um 5,4 Prozent unter dem Niveau des Vorjahresmonats.
Kerninflation deutlich höher
Was Volkswirten Sorge bereitet: Die sogenannte Kerninflationsrate ohne die schwankungsanfälligen Preise für Energie und Nahrungsmittel erhöhte sich im April auf 2,9 Prozent nach 2,6 Prozent im März. Cyrus de la Rubia betont: "Sollten die Energiepreise wieder steigen, ist der schöne Preisstabilitätserfolg wieder dahin."
Die von den USA erhobenen hohen Einfuhrzölle dürften allerdings die Güterpreise in den kommenden Monaten eher sinken oder zumindest weniger stark steigen lassen. "Denn hier ist mit einem zusätzlichen Angebot von China und anderen Ländern zu rechnen, die in den USA ihre Waren nicht mehr loswerden", sagte de la Rubia.
Inflationsziel der EZB in Sicht
Volkswirte rechnen damit, dass die Inflationsrate in Europas größter Volkswirtschaft in den kommenden Monaten zwischen 2,0 Prozent und 2,5 Prozent bleiben wird, obwohl die Aufwertung des Euro und die gesunkenen Energiepreise dämpfend wirken. Das Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) für den Währungsraum liegt bei zwei Prozent. Die nach europäischen Standards berechnete deutsche Teuerungsrate liegt aktuell mit 2,2 Prozent noch über dieser Zielmarke. Die Währungshüter haben wegen des nachlassenden Preisdrucks zuletzt sieben Mal in Folge ihren Leitzins gesenkt.
"Auch im Euroraum lag die Inflationsrate sehr nah am Inflationsziel", sagte die Geldpolitik-Expertin des gewerkschaftsnahen Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Silke Tober. "Zugleich hält aber die Wirtschaftsschwäche an." Die Konjunkturrisiken hätten durch die erratische Zollpolitik des US-Präsidenten deutlich zugenommen. "Mit dem Ziel, die Binnennachfrage zu stärken, sollte die EZB daher die Geldpolitik zeitnah weiter lockern", sagte Tober.